Cellosuite Nr. 6 in D‑Dur

BWV1012

Die markanten Unterschiede in Länge und Stil deuten darauf hin, dass Johann Sebastian Bachs letzten drei Suiten für Violoncello solo erst einige Jahre nach der Fertigstellung der ersten drei komponiert wurden. Während „Nr. 5“ eine außergewöhnliche Stimmung erfordert, benötigt die „Suite Nr. 6 in D‑Dur“ ein anderes Instrument – eines mit einer zusätzlichen fünften Saite. Die Suite beginnt mit einem Präludium, das den überschwänglichen Charakter einer Gigue aufweist, und man merkt sofort, dass die zusätzliche oberste Saite die Sequenzen und Melodien weiter nach oben trägt. Die Allemande ist so üppig mit filigranen Verzierungen bestickt, dass sie kaum noch eine Allemande ist – eher eine gebetsartige Arie – und länger gespielt wird als alle anderen Stücke der Suite. Die ruhige Sarabande ist melodisch zurückhaltend, aber sehr harmonisch – und auf einem modernen Cello ohne fünfte Saite schwer zu spielen, und die virtuose Gigue erfordert mit ihrem riesigen Drei-Oktavenumfang viel anspruchsvolle Akrobatik im Fingerspiel. Über die Cello-Suiten von Johann Sebastian Bach Werke für ein unbegleitetes Soloinstrument – vor allem für das Cello – waren zu Bachs Zeiten selten und wurden eher improvisiert als sorgfältig niedergeschrieben. Die sechs „Cellosuiten (BWV 1007-1012)“-Soli wurden während Bachs Zeit am Hof von Köthen (1717-23) geschrieben. Obwohl es unwahrscheinlich ist, dass sie als zusammenhängend konzipiert wurden, folgen alle sechs Werke einem ähnlichen Muster. Der traditionellen Suite – Allemande, Courante, Sarabande und Gigue – fügte Bach ein einleitendes Präludium hinzu und ergänzte vor der abschließenden Gigue noch ein paar moderne Tänze, nämlich zwei Menuette, zwei Bourrées oder zwei Gavotten. Sie wurden 1825 veröffentlicht und erfreuten sich erst nach der Aufnahme durch Pablo Casals in den 1930er-Jahren großer Beliebtheit.

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